Erfahrungsbericht: Flug-Verspätung geltend machen

In dem Spruch „you get what you pay for“ liegt sicher viel Wahrheit. Trotzdem versuche ich für wenig Geld maximale Leistung zu bekommen. Was Flüge angeht, bin ich manchmal aber auch zufrieden, einfach nur von A nach B transportiert zu werden. Daher stehen in meinem Flugkalender durchaus auch Flüge mit Ryanair und co.

Grundsätzlich finde ich Ryanair völlig akzeptabel für Flüge bis 2,5h. Aufgabegepäck benötige ich meistens sowieso nicht. Den Lounge-Zugang bekomme ich über meine Priority Pass Mitgliedschaft, die in der >> American Express Platinum Kreditkarte enthalten ist. Und in der Regel bringt Ryanair einen auch pünktlich ans Ziel.

Leider war dem am Sonntag 5. August 2018 auf unserem Rückflug von Palma de Mallorca nach Düsseldorf nicht so. Und in diesem Bericht möchte ich euch einen Einblick in meine Erfahrungen mit einem Claim nach EU261 geben.

Vorab: Unsere Flüge von Düsseldorf nach Palma de Mallorca und zurück nach Düsseldorf hatten wir als Laudamotion-Flüge für insgesamt weniger als 100€ gebucht. Laudamotion-Flüge lassen sich über Ryanair buchen. Zum Teil werden die Flüge dann auch von Ryanair durchgeführt, so dass Laudamotion rein die Flugnummer hier „gesponsert“ hat. Das macht es etwas schwierig, herauszufinden, wer bei Reklamationen der Ansprechpartner ist.

Was ist passiert?

Unser Flug mit der Flugnummer OE303 sollte um 20:20 von Palma de Mallorca abheben und um 22:30 Uhr in Düsseldorf landen. Man konnte jedoch schon im Laufe des Tages sehen, dass die eingesetzte Ryanair Maschine EI-EBO schon bei ihrem ersten Flug des Tages nach Kos schon über zwei Stunden Verspätung hatte. Ich nutze für so etwas immer >> Flightradar24.com.

Da die Maschine bei ihrer Rückkehr nach Düsseldorf noch 2 3/4 Stunden Zeit hatte, bis es Richtung Palma ging, schien eine Verspätung von über drei Stunden (ausschlaggebend für eine Entschädigungszahlung) zu diesem Zeitpunkt jedoch eher unwahrscheinlich.

Statt um 19:20 Uhr landete EI-EBO dann auch nur gut eine Stunde verspätet um 20:25 am Flughafen Palma de Mallorca. Verspätungen ohne Aussicht auf Entschädigungszahlungen sind dann doch eher nervig.

Da wir den Flugstatus regelmäßig über Flightradar überprüften, verbrachten wir noch etwas mehr Zeit in der Flughafen-Lounge und machten uns erst auf zum Gate, als das Boarding so langsam begonnen hatte… mit einer noch überschaubaren Verspätung.

Dann machte uns der verpasste Slot (Abflugfenster) doch größere Schwierigkeiten und der Abflug rückte in so weite Ferne, dass die Passagier wieder aufstehen und bis auf die Fluggastbrücke durften. Was die Crew nicht auf dem Schirm hatte: Das Gate war offen und einige Fluggäste nutzen die Gelegenheit für weiteres Shopping im Flughafen. Nach meinen Kenntnissen hätte die Maschine komplett neu geboarded werden müssen. Aber man will ja schließlich nach Hause.

Warten in der Fluggastbrücke

Zum Zeitpunkt als am Flughafen Düsseldorf schon keine Landungen mehr möglich gewesen wären (Nachtflugverbot), sind wir dann endlich vom Gate, um auf dem Taxiway noch bis 0:36 Uhr auf unseren Abflug zu warten. Uns war zu dem Zeitpunkt schon lange bewusst, dass es nicht nach Düsseldorf sondern nach Köln/Bonn gehen wird, wo wir dann um 2:28 Uhr gelandet sind.

Bevor es für uns los ging, landete noch eine Qatar Airways 747 in PMI.

Achtung: Die Busse fahren nicht vom Fernbus-Terminal bei Ankunft D sondern im Bereich Terminal 1. Wir haben es lange gesucht, aber dann schlußendlich noch rechtzeitig gefunden.Bereits bei der Ankunft landete eine Bestätigung über die Flugverspätung in meinem Email-Postfach. Jetzt galt es nur noch die Ersatzbusse zu finden, die uns nach Düsseldorf bringen sollte. Ehrlicherweise wollten wir die Busse umgehen und mit Car2go nach Hause fahren, aber es stand leider kein Fahrzeug zur Verfügung.

Kurz vor der Ankunft in Düsseldorf konnte ich uns dann zumindest das eine verfügbare Car2go-Auto sichern und uns schließlich um 4:30 Uhr sicher nach Hause bringen. Sechs Stunden nach der geplanten Ankunft.

Was tun in solch einem Fall?

Wir haben uns mit einigen Leuten unterhalten. Verwunderlich, wie viele ihre Fluggastrechte nicht kennen. Einige kannten die Möglichkeit gar nicht, ihre Rechte einzufordern. Weder per Dienstleist, wie z.B. flightrigt.de noch eigenständig. Andere wiederum meinten, dass sich das nicht lohnen würde, weil das Ticket so günstig war. Das ist falsch! Unabhängig vom Ticketpreis gibt es pauschale Entschädigungszahlungen bei Flugverspätungen von mehr als drei Stunden.

  • bis 1500km = 250€
  • bis 3500km = 400€
  • über 3500km = 600€

Man muss den Betrag bei der Fluggesellschaft nur einfordern… aber das ist gar nicht immer so einfach. Fluggesellschaften zahlen in solchen Fällen natürlich nicht gerne und stellen durchaus mal auf Stur. Daher kann es sich durchaus anbieten, einen Dienstleister, wie z.B. flightright.de damit zu beauftragen. Man füllt ein Formular aus und um alles andere wird sich gekümmert. Der Nachteil: Im Erfolgsfall zahle ich eine Provision an den Dienstleister (20-30%).

Was haben wir in dem konkreten Fall getan?

Da ich kein Geld zu verschenken habe, wollte ich es zunächst selber versuchen. Die einfachste Variante war eine Claim bei Ryanair über den >> Webformular zu öffnen. Dass die keinerlei Daten zum Upload abfragen und nach dem Ausfüllen des Formulars keine Bestätigung kam, machte sich bei mir die Vermutung breit, dass dieses Webformular ein digitaler Mülleimer ist.

Darauf hin habe ich Laudamotion eine ausformulierte Mail geschickt, da der Flug ja unter Laudamotion Flugnummer lief. Die Mail an contact@laudamotion.com wurde mit einem Auto-Reply mit dem Hinweis auf das Ryanair-Webformular beantwortet.

Der Link führte jedoch auf ein alternatives >> Webformular, bei dem man auch Daten hochladen konnte. Mein Anschreiben also noch mal etwas geändert und erneut hochgeladen.

Nach wenigen Tagen bekam ich dann sowohl von Ryanair eine persönliche Antwort, als auch eine Vorgangsnummer. Zusätzlich hat auch jemand bei Laudamotion meine Mail gelesen und so beantwortet, dass mein Vorgang nun intern weiter geleitet wurde.

Meine Fristsetzung lief auch vier Wochen. Bei Ryanair kann man den Status mit Hilfe der Vorgangs- und Buchungsnummer abfragen. Im >> Complaint-Tracker steht der Status derzeit auf „acknowledged“. Ich bin gespannt.

Nachfolgend findet ihr noch als Beispiel meine Mail an Laudamotion. Sicher hätte man mit dem Thema Flugsicherheit und dem Ausbleiben des erneuten Boardings den Prozess noch beschleunigen können…

 

Meine Mail:

Sehr geehrte Damen und Herren,

am 22. Mai 2018 buchte ich über ihre Vertriebsplattform https://www.ryanair.com/de/de/ unter der Buchungsnummer XXX für mich und meine Frau XXX u.a. einen Flug unter der Flugnummer OE303 von Palma de Mallorca (PMI) mit Abflugzeit 20:20 Uhr und nach Düsseldorf (DUS) mit Ankunft um 22:30 Uhr. Ihr Vertriebspartner Ryanair bestätigte mir diese Buchungsanfrage am 22. Mai 2018 um 14:38 Uhr verbindlich, wodurch ein Beförderungsvertrag zu Stande kam.

Für die Durchführung des Fluges OE303 entschieden Sie sich die Firma Ryanair zu beauftragen. Nach der aktuellen Rechtsprechung sehen wir die Firma Laudamotion als ausführende Airline, an die wir uns in folgendem Fall wenden:

Leider hat der von Ihnen beauftragte Dienstleister den Beförderungsvertrag nicht angemessener Weise erfüllt und uns statt am 15.7.2018 um 22:30 Uhr nach Düsseldorf (DUS) erst am 16.7.2018 um 2:28 Uhr nach Köln (CGN) gebracht. Der anschließende Bustransfer von CGN nach DUS hat nochmals bis 3:55 Uhr am 16.7.2018 gedauert.

Wie Sie an Hand der flight history erkennen können, hat das eingesetzte Fluggerät EI-EBO bereits bei ihrem ersten Flug des Tages deutliche Verspätungen eingefahren. Die Ankunft in PMI selbst war dann noch um 65 Minuten verspätet und lag damit schon hinter der ursprünglichen Abflugzeit vom Flughafen PMI.

DATE FROM TO FLIGHT FLIGHT TIME STD ATD STA STATUS
15. Jul 18 Palma de Mallorca (PMI) Cologne (CGN) OE303 01:52 20:20 00:36 22:30 Landed 02:28
15. Jul 18 Dusseldorf (DUS) Palma de Mallorca (PMI) OE302 02:07 17:00 18:18 19:20 Landed 20:25
15. Jul 18 Kos (KGS) Dusseldorf (DUS) OE157 03:24 11:45 14:43 14:15 Landed 17:07
15. Jul 18 Dusseldorf (DUS) Kos (KGS) OE156 02:39 06:40 09:30 10:55 Landed 13:10

Auf Grund der verspäteten Ankunft am Zielort von über 3 Stunden machen wir basierend auf Art, 5 Abs. 1 c i. V. m. Art. 7 VO (EG) Nr. 261/2004 eine Entschädigungszahlung in Höhe von je 250,00 € für die Passagiere XXX und XXX geltend.

Die Zahlung der Entschädigung leisten Sie bitte an die folgende Bankverbindung oder die bei der Buchung eingesetzte Kreditkarte.

Kto-Inhaber: XXX
IBAN: XXX
BIc: XXX

Für die Zahlung der Entschädigung setzen wir Ihnen eine Frist bis zum 20. August 2018.

Mit freundlichen Grüßen

2 thoughts on “Erfahrungsbericht: Flug-Verspätung geltend machen

  • 30. Oktober 2018 um 12:35
    Permalink

    Hallo,
    mein ausgefallener Flug liegt noch etwas länger zurück, 22.07.18
    Auch bei mir steht acknowledged, aber Geld habe ich bis heute nicht.
    Wie ging es bei Dir weiter?
    Gruß
    Stefan

    Antwort
    • 30. Oktober 2018 um 15:49
      Permalink

      Hi Stefan,

      Update dazu folgt Ende der Woche. Kurz und knapp ist es so gelaufen, dass ich nochmals über das Webformular gegangen bin und einen verschärften Brief angehängt. Diesmal über ein englisches Formular und in englisch.

      Kurz vor Ablauf der Frist kam dann eine Mail mit Laudamotion Briefkopf, indem ich informiert wurde, dass mein Claim anerkannt wurde und innerhalb von 10 Tagen 500€ überwiesen würden. Diese 10 Tage sind am Freitag rum.

      Viele Grüße
      Sebastian

      Antwort

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